So funktionieren Stoffwindeln

Servus Wickelfan – schee dasd hergfunden hast!

Oder wahrscheinlich bist du noch gar kein Wickelfan? Denn wenn du das hier liest, interessiert du dich für Stoffwindeln, hast aber vermutlich noch so gar keinen Durchblick, ob das überhaupt was für dich ist. 

Passt! Dann bist du hier absolut richtig.

Ich erkläre dir in diesem Beitrag ein paar Basics, die dir helfen sollen deinen Weg zu finden.

So funktionieren Stoffwindeln

Klären wir zuallererst die dringendste Frage:

Wie funktioniert das mit den Stoffwindeln?

Also ganz ehrlich: Der große Unterschied zwischen Stoffwindeln und Einwegwindeln ist, dass die einen in der Wäsche und die anderen im Müll landen.

Denn beide Windeln haben einen Teil, der saugt und einen Nässeschutzteil, also einen Teil, der die Kleidung trocken hält.
Der elementare Unterschied ist also, dass bei den Einwegwindeln alles zusammen ist und nach der Nutzung in den Müll wandert.
Bei der Stoffwindel hingegen sind diese beiden Teile nicht unbedingt zusammengenäht (das ist der Punkt, der die Windeln oft kompliziert erscheinen lässt) und nach der Nutzung, landen die Windeln wie auch Unterhosen und andere Kleidung einfach in der Waschmaschine. 

Wie gesagt, der Punkt der Stoffwindeln oft kompliziert erscheinen lassen, ist der Fakt, dass sie sehr variabel sind. 
Sind Stoffwindeln wirklich kompliziert?
Nein, sind sie nicht. Es gibt nur sehr viele verschiedene Formen davon. Und klar, das erscheint erst mal kompliziert. Wenn man vor so einem Windelregal in der Drogerie steht, dann kann man da auch schon mal überfordert sein, weil man die Unterschiede erst mal nicht erkennt. Bei Stoffwindeln erkennt man ziemlich schnell die Unterschiede. Weil die eine aus 2 Teilen besteht, die andere aus 3 und die nächste ist einfach eine Windel ohne einzelne Teile.

Also bringen wir mal etwas Licht ins Dunkel!

Welche Arten von Stoffwindeln gibt es denn?

Ich hab ja vorhin schon erklärt: Die Windel besteht aus etwas, was saugt und einem Nässeschutzteil.
Stoffwindeln können wir dahingehend in verschiedene Systeme einteilen:

All-in-One: Ist die einteilige Windel, bei der Nässeschutz und Saugmaterial miteinander vernäht sind. Sie ist in der Handhabung also der Einwegwindel am nächsten.

All-in-Two: Ist eine zweiteilige Windel. Hier ist der Nässeschutz also getrennt vom Saugmaterial. In der Stoffwindelwelt kannst du bei beiden Komponenten noch das Material aus denen sie bestehen aussuchen. Da ist für jeden was dabei. Egal, ob du es so einfach wie möglich haben willst, so natürlich wie möglich oder sogar vegan. Den Bedürfnissen von dir und deinem Kind sind dabei sozusagen kaum Grenzen gesetzt.

All-in-Three: Das ist dann die dreiteilige Windel. Hier haben wir das Saugmaterial, den Nässeschutz und noch einen dritten Teil, der das Ganze zusammenhält und ans Kind bringt.

Es wäre natürlich viel zu einfach, wenn sich alle Hersteller an diese exakte Unterscheidungsform halten würden. Dementsprechend gibt es Windeln, die du jetzt vielleicht nicht genau in eine dieser Kategorien einteilen kannst, aber die drei Kategorien helfen schon sehr dabei herauszufinden, wie man mit den Windeln umgeht.
Wenn du mehr dazu wissen willst, kannst du dir zum Beispiel meinen Quick Guide holen. Hier erfährst du alles über die Grundbegriffe in der Stoffwindelwelt.

Aber machen wir doch erst mal hier weiter und klären mal deine vermutlich nächste Frage:

Was brauche ich, wenn ich mit Stoffwindeln wickeln möchte?

Ich glaube, Erstausstattungslisten gibt es wie Sand am mehr. Das kommt daher, weil alle Eltern unterschiedliche Erfahrungen machen und dementsprechend unterschiedliche Dinge empfehlen. Die Einen meinen, eine Federwiege ist das Beste was ihnen passiert ist, bei den anderen hang das Teil nur unnütz als Staubfänger rum. 

Ähnlich geht es dir vermutlich, wenn du versuchst herauszufinden, was du für das Stoffwickeln brauchst. 
Denn es gibt Unterschiede je nach Alter, Häufigkeit zu der gewickelt wird, ausgewählte Systeme und: Je nach Kind!
Glaub’s mir oder nicht, aber jeder Mensch macht unterschiedlich viel Pipi. Die Erfahrung zeigt: Die einen haben nach 2 Stunden so eine extrem volle Windel, dass sie mehr Saugmaterial brauchen. Die anderen könnten entspannt alle 4-5 Stunden wickeln, weil aus dem kleinen Erdenbürger kaum was rauskommt. 

Klären wir also mal die Grundausstattung:

  • 2 Wetbags mit oder ohne Windeleimer zur Aufbewahrung dreckiger Windeln
  • 2 Wäschenetze / kleine Wetbags zur Aufbewahrung nasser Lappen
  • 1 Waschmaschine (nein, du brauchst keine extra Waschmaschine für deine Stoffwindeln.)
  • Vollwaschmittel ohne Duftstoffe mit Sauerstoffbleiche
  • ab Beikostbeginn ggf. Windelvlies (schau gerne mal hier nach wie man mit dem großen Geschäft in der Windel umgeht)

Und dann brauchst du Windeln. 
Klären wir mal kurz:

Wie viele Stoffwindeln brauche ich?

Ein Neugeborenes wird so 8-10 Mal am Tag gewickelt. Du wäschst ungefähr alle 2-3 Tage (später eher alle 3 Tage). Bei Neugeborenen, die wirklich noch so oft gewickelt werden, rechnen wir also mal mit gut 25 Windeln. 
Ich empfehle immer: Starte mit weniger. Nachkaufen kannst du immer noch.

In meinem Wickeltischguide und auch in meinem Quick Guide habe ich dir dann noch mal nach System aufgelistet, was du brauchst. 
Ich glaube, wenn ich dir das Ganze hier vorrechne, macht das wenig Sinn. Aber nehmen wir einfach mal ein Beispiel, damit du ohne Download einen Anhaltspunkt hast:

Du bekommst ein Baby und hast dir das zweiteilige System (All-in-Two) ausgesucht. Du willst direkt ab Geburt starten.

  • 5-9 Überhosen aus PUL ODER 4-6 Überhosen aus Wolle – in Newborn
  • 20-25 Stück vom Saugmaterial (Mullwindeln oder Prefolds oder Strickbindewindeln) in möglichst kleiner Größe
    (möchtest du tagsüber mit Höschenwindeln wickeln, würde ich hier eher zu 25 Stück raten)
  • 20-25 Stück hochflorige Liner (Fleecy Liner) wie z.B. von avo+cado*
  • 2x Snappy bzw. den Windelgürtel von Julicia

Warum war die Angabe „ab Geburt“ jetzt hier relevant?

  1. benötigst du in aller Regel noch keine spezielle Nachtwindel
  2. benötigst du oft mehr Saugmaterial, weil die kleinen öfter pinkeln, da sie erst lernen den Urin auch einzuhalten. Außerdem kommt bei Babys die noch ausschließlich mit Milch ernährt werden, oft ein Kacka unten raus, wenn die Milch oben rein kommt. Dadurch wird öfter gewickelt.
  3. Wegen der Größe der Windeln.
    Denn Stoffwindeln sind mitwachsend, trotzdem gibt es unterschiedliche Größen.

Vergleichen wir also einmal kurz wie das ganze aussieht, wenn dein Baby jetzt schon auf der Welt wäre. Dann sind wir wieder bei der Formel: Wie oft wickelst du dein Kind am Tag? Das multiplizierst du mit 4. Wir gehen also mal davon aus, denn Kind ist schon einige Monate alt und du wickelst aktuell 5x am Tag. 4×5 ist 20. 

  • 3-5 Überhosen aus PUL ODER Wolle – in One Size
  • 20 Stück vom Saugmaterial (Mullwindeln oder Prefolds oder Strickbindewindeln)
    (möchtest du tagsüber mit Höschenwindeln wickeln, würde ich zu 24 Stück raten)
  • evtl. 20 Stück Booster, weil dein Kind mehr Pipi macht
  • Bei Milchstuhl: 20 Stück hochflorige Liner wie z.B. von avo+cado*
  • Bei Bedarf: 2x Snappy bzw. den Windelgürtel von Julicia

Und für die Nacht:

  • Reicht dein Saugmaterial vielleicht aus, dann würde ich hier aber definitiv zu Booster Einlagen raten.
    ODER
  • Du wickelst nachts zusätzlich mit 4-5 Höschenwindeln
  • ggf. 1-2 Schlupfüberhosen, wenn deine Überhosen nicht über die Höschenwindeln passen (aus Wolle oder PUL)

Du siehst, je größer die Kinder, desto mehr „wenn, dann, sonst“ kommt mit dazu.

Welche Größen gibt es bei Stoffwindeln?

Es gibt bei den Stoffwindeln meistens die mitwachsenden Windeln.
Das bedeutet, dass die Windeln vorne Knöpfe haben, mit denen man die Leibhöhe einstellen kann. Deswegen passen Windeln dann z.B. von 4 kg bis 15 kg.

Ich hab dir hier mal die Elskbar Überhose fotografiert. Das ist ein und die selbe Windel. Aber ich habe vorne die Knöpfe jedes Mal verstellt. So wächst die Windel einfach mit.

Nun ist es so, dass auch einige Hersteller 3 kg als Start der Windel angeben, die Windeln dann doch aber oft bei den Babys noch viel zu groß sind. Bzw. da manchmal einfach viel unnötiger Stoff ist, der das Baby in seiner Motorik einschränkt. 
Deswegen gibt es noch die Newborngröße.

Möchtest du ab Geburt wickeln, empfehle ich dir immer mit der Newborngröße zu starten.
Du musst diese nicht unbedingt kaufen, es gibt auch ganz viele Beraterinnen und auch Shops, wo du dir Stoffwindeln mieten kannst. Ich selber biete das für meine Kunden auch an. 

Nach der Newborngröße kommt dann eben die sogenannte One Size Größe, die du auf dem Bild ja schon gesehen hast.

Sie passt den Großteil der Wickelzeit. 

Manchen Kindern passt die One Size Windel bis zum Trockenwerden. Manchen nicht. Siehe dazu auch hier mein Beitrag „Stoffwindel XL – passt One Size wirklich immmer?“.

Und dann gibt es noch die Windeln, die nicht so richtig mitwachsen. 
Die keine Größenverstellung in der Leibhöhe haben. Bei diesen gibt es dann S, M und L und manchmal auch noch mehr. Das ist sehr häufig bei dem dreiteiligen System (All-in-Three) der Fall. Kommt aber je nach Hersteller auch bei anderen Systemen vor. 

Sind Stoffwindeln hygienisch?

Ich muss es ja zugeben, ich fand die Vorstellung echt eklig, als ich das erste Mal von Stoffwindel ghört hab. 

Ja Pfui – hab ich mia dacht.

Aber du merkst, irgendwas hat sich geändert, denn jetzt bin ich so begeistert davon, dass ich diesen Blog schreibe, dazu berate und sogar im Stoffwindelverein dafür arbeite, dass noch mehr Menschen von Stoffwindeln erfahren.

Denn so pfui sind die gar net.

Gehen wir das mal durch. 
Dein Kind macht in die Windel. Egal ob Einweg oder Mehrweg, die Windel muss vom Kind runter. Da gibts keinen Unterschied. In keinem Fall musst du die Ausscheidungen deines Kindes anlangen, wenn du das nicht willst. In jedem Fall musst du dein Kind abputzen, egal was es für eine Portion fabriziert hat. 

Um da Haut- und Umwelt- und Geldbeutelfreundlich zu sein, würde ich Waschlappen empfehlen. Und die erste grobe Portion mit dem Toilettenpapier. 

Nun kommen bei Einweg die betreffenden Teile in den Müll.
Die Mehrweg kommen in den Wetbag und warten auf ihre Wäsche.
Hat dein Kind Milchstuhl, darf die Windel wie sie ist in die Wäsche. Der ist in fast allen Fällen wasserlöslich. Schau aber einfach noch mal hier, wenn du Tipps im Umgang mit „Kacka und Stoffwindeln“ brauchst. 

Stoffwindeln landen nun also in der Waschmaschine.
Und wenn du die Windeln richtig lagerst und wäscht, dann stinken die nicht und sind hygienisch sauber. 
Hier habe ich dir auch 5 Tipps zum richtigen Waschen gegeben.

Ein Tipp, den ich gebe, ist die Waschtemperatur. Ich persönlich empfehle eine Waschtemperatur von 60 Grad, wenn du hygienisch saubere Windeln möchtest.

Warum Stoffwindeln mit 60 Grad waschen?

Generell solltest du darauf achten, was der Hersteller deiner Windel vorgibt. Ansonsten gehst du das Risiko ein, dass du die Garantie verlierst.

Stoffwindeln sind aber nicht einfach nur mit ein bisschen Schweiß, Essen und vielleicht Erde verdreckt – wie es bei unserer Kleidung im Normalfall der Fall ist. Wir sprechen bei Stoffwindeln von Ausscheidungen. Diese enthalten Bakterien – was vollkommen normal ist. Aber egal wie gut die Bakterien sind, wenn es zu viele werden, dann wird es schlecht. Um Windeln also hygenisch sauber zu bekommen, brauchen wir eine entsprechende Waschtemperatur (ab 60 Grad) und eine Bleiche. Das ist im Übrigen auch etwas, was das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, in Bezug auf „belastete Textilien“.

Das Vollwaschmittel enthält Sauerstoffbleiche. Diese Bleiche in Kombination mit der richtigen Waschtemperatur und dem richtigen Programm, sorgt dafür, dass die Windeln hygienisch sauber werden.

Und damit kommen wir zu der Antwort: Wäschst du deine Windeln richtig, sind sie genauso hygienisch wie Einwegwindeln. 

Vor- und Nachteile von Stoffwindeln

Zu guter Letzt will ich dir nicht die Vor- und Nachteile von Stoffwindeln vorenthalten. Wobei ich über Vorteile wahrscheinlich Tagelang referieren könnte. 
Aber so lange soll‘ das hier nicht dauern.

In meinem Quickguide beispielsweise gehe ich ausführlich auf das Thema „Wieso Stoffwindeln“.

Dabei spreche ich von Müll, der reduziert wird. Der Tatsache, dass du bei Stoffwindeln weißt, was drin ist. Bei Einwegwindeln sucht man noch meist vergebens nach Inhaltsstoffen. Oder muss Chemie studiert haben, um was zu verstehen (evtl. etwas übertrieben, aber du verstehst was ich meine).
Stoffwindeln super praktisch sind, weil sie dir kurz vor Ladenschluss einfach nicht ausgehen. Zumindest interessiert dich dann der Ladenschluss nicht, weil du die Wäsche einfach nur anmachen musst. Und das kannst du im Zweifel auch nachts. (Wobei mit Solaranlage ist es natürlich günstiger tagsüber.)

Apropos günstiger: Ja, auch das können Stoffwindeln sein! Denn einmal angeschafft, nutzt du die Stoffwindeln jahrelang. Vielleicht sogar noch fürs nächste Kind oder verkaufst sie am Ende wieder. Je nach Marke und System kannst du sogar schon beim ersten Kind Geld sparen. Spätestens wenn ein weiteres Kind damit gewickelt wird, schlägt die Stoffwindel im Finanzvorteil die Wegwerfwindel. Selbst wenn du Waschkosten und dergleichen einberechnest.

Oft werden die Kinder mit Stoffwindeln sogar schneller trocken. Also du merkst: Stoffwindeln haben unglaublich viele Vorteile.

Was sind die Nachteile bei Stoffwindeln?

Ich persönlich bin der Meinung, dass Einwegprodukte ein Luxusgut sind. Wir sollten Mehrwegprodukte immer vorziehen. Aber dementsprechend haben Einwegprodukte auch ihr „Lebensberechtigung“.

Stoffwindeln erscheinen wegen ihrer Flexibilität fürchterlich kompliziert. Das haben wir ja am Anfang dieses Beitrags schon festgestellt.

Du brauchst natürlich auch Zeit für die Wäsche, dafür musst du aber auch nicht extra zum nächsten Drogeriemarkt fahren. Stoffwindeln machen im Grunde nicht mehr Arbeit, aber andere Arbeit. 

Bei Stoffwindeln musst du höhere Kosten auf einmal zahlen, als es bei den Wegwerfwindeln der Fall ist. Die Einwegprodukte „laufen einfach so mit“, da es immer wieder kleinere Beträge sind. 

Wobei es auch hier mittlerweile Lösungen gibt, wie beispielsweise Ratenzahlung oder Mietkauf. 

Aber ja, ich wäre nicht ehrlich, wenn ich dir sagen würde, dass Stoffwindeln keinerlei Mehraufwand bedeuten. Sie bedeuten einfach andere Arbeit.

Ich muss nicht daran denken sie zu kaufen, aber ich muss daran denken sie zu waschen.
Ich muss den Müll nicht runterbringen, dafür die Waschmaschine anmachen.
Ich brauche keine größere Mülltonne, die mehr Geld kostet, dafür habe ich einen höheren Wasserverbrauch. 

Für mich persönlich ist es mir der Planet wert!
Und ich bin mir manchmal der Luxus wert, eine Stoffwindelpause einzulegen und beim Drogeriemarkt eine Packung Einwegwindeln mitzunehmen. Besonders dann, wenn der Wäscheberg sehr hoch ist oder die Waschmaschine kaputt.

Wie ist das bei dir? Was ist dir wichtig?

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