Seit der letzten Bundestagswahl sind viele neue Mitglieder in die Partei eingetreten, und generell hab ich das Gefühl, dass sich immer mehr Menschen politisch engagieren möchten.
Deswegen will i mal davon erzählen, wie’s kommt, dass i selber politisch aktiv wurde.
Tatsächlich ist mein Lehrer schuld.
Ein Lehrer, der alles verändert hat
In der Berufsschule hatten wir Sozialkundeunterricht und mussten – mal wieder – Gruppenarbeit machen. Wer hasst das ned? Meine Gruppe einigte sich schnell drauf, dass ich die Leitung übernehmen sollte, weil mich die Themen am meisten interessiert haben. Es gab verschiedene Themen zur Auswahl – ehrlich gesagt weiß ich heut gar nimmer genau welche. Vielleicht alles rund um den Bundestag, vielleicht allgemein Demokratie.
Was ich aber noch weiß: Es gab ein Thema, das unser Lehrer als „herausfordernd“ betitelte: Wie entsteht ein zustimmungspflichtiges Bundesgesetz?
Die leichteren Themen waren schnell weg, für uns blieb nur noch das oder eins, das stinklangweilig klang. Da meine Gruppe meinte „Mach du!“, nahm ich das Herausfordernde. Zuhause stürzte ich mich in die Recherche. Ich googelte wie wild (was 2007 ja noch ned so selbstverständlich war) und bestellte Infomaterial beim Bundestag. Ich las alles, machte mir Notizen und überlegte, wie wir das Ganze so präsentieren könnten, dass es jeder versteht – und niemand dabei einschläft. Das war ja immer die Kunst bei solchen Projektarbeiten: eine Präsentation halten, ohne dass’s gähnend langweilig wird.
Demokratie macht Spaß
Beim Gestalten der Präsentation halfen dann wieder alle mit, aber der Inhalt kam fast komplett von mir – einfach weil ich mich so tief reingesteigert hatte.
Und wisst’s was? Ich hatte Spaß dabei.
Demokratie macht Spaß.
Ich konnte sogar unserem Lehrer was Neues zeigen: Dass es online eine Datenbank gibt, in der man nachschauen kann, in welchem Stadium ein Gesetz gerade steckt – das war auch ihm neu. Nach der Präsentation war er begeistert, und ich natürlich mächtig stolz.
Von Parteiprogrammen und viel Gemecker
Die nächste Aufgabe: Wir sollten eine Partei gründen. Mit Namen und grobem Programm. Also hab ich angefangen, richtige Parteiprogramme zu lesen. Nicht alle und ned super tief, aber mehr als nur die Überschriften. In meiner Familie war niemand politisch aktiv, auch sonst im Umfeld nicht. Was ich aber ständig hörte: Gemecker.
Alle meckerten, was beschlossen oder nicht beschlossen wurde.
Aber durch meinen Sozialkundeunterricht merkte ich: Wir müssen ned ohnmächtig daheim hocken und alles über uns ergehen lassen. Wir können Dinge verändern. Wir können uns einsetzen für das, was uns wichtig ist. Wir können mitreden, mitmachen – und dafür braucht’s nicht mal immer ’ne Petition.
Damals war ich schon Greenpeace-Dauerspenderin, weil mir Naturschutz und Umweltschutz wichtig waren. Jahre zuvor war ich auf meiner ersten Demo in Nürnberg.
Warum also nicht in eine Partei eintreten und versuchen, was zu verändern – statt nur rumzumeckern?
Warum es die Grünen wurden
Bei meiner Wahl der Partei gab’s zwei Punkte, die entscheidend waren:
👉 Zum einen der Natur- und Umweltschutz. Klar, stand bei vielen Parteien irgendwo im Programm, aber nur den Grünen hab ich zugetraut, das auch wirklich ernst zu nehmen.
👉 Zum anderen die Wirtschaftspolitik. Als angehende Industriekauffrau und nach Jahren auf der Wirtschaftsschule wollte ich eine Partei, die auch da mit meinen Werten zusammenpasst.
Oft hieß es in meinem Umfeld: „Die Grünen können keine Wirtschaft.“ Aber nach dem Lesen des Programms sah ich das anders.
Mein erster Schritt ins Engagement
Ich wartete trotzdem mit dem Eintritt, bis ich 18 war – nicht, weil’s mir peinlich war, sondern weil ich keine Lust hatte, dass meine Eltern den Antrag mitunterschreiben müssen. Ich wollte das machen und gut war’s.
Über meinen Start in der Partei und mein erstes Ehrenamt erzähl ich gern in einem anderen Blogbeitrag. Denn politisches Engagement ist in den meisten Fällen Ehrenamt – und ned jeder kriegt dafür Geld.
Dankbarkeit an meinen Lehrer
Heute bin ich meinem Lehrer unendlich dankbar. Mit seinem Unterricht – so sehr wir Gruppenarbeiten damals auch verflucht haben – hat er junge Menschen inspiriert, sich für die Gesellschaft einzusetzen.
Und i bin ned die Einzige aus meiner Klasse, die politisch aktiv wurde. Andere sind in andere Parteien gegangen, aber das war ja auch nie das Ziel. Ziel war Demokratiebildung vom Feinsten.